Max Witte hat einen wöchentlichen Löserwettbewerb (Max' Montags-Mysterium) für Schachprobleme
ins Leben gerufen. Eine gute Idee! Einsendeschluss (idealerweise per Mail an
Max Witte) ist jeweils Sonntag, 24 Uhr. Viel Spaß!
43. Schachproblem (Einsendeschluß 15. Mai 2022)
Die hier und in den folgenden Wochen benutzte Terminologie versteht sich in den meisten Fällen nicht von selbst und
ist jeweils erklärungsbedürftig. Sie geht auf Ludwig Zagler (Zur
Systematik der Einzügerkonstruktionsthemen, feenschach 10/1972) und
Erich Bartel (Einzügerrekorde mit minimalem Material, Augsburg 1984) zurück.
Bei freiwilligen Mattduldungen geht es um Folgendes:
Im Satzspiel (d. i. das Geschehen, das sich entwickelt, wenn Schwarz statt Weiß am Zuge wäre)
kann Schwarz mattsetzen, muss es aber nicht.
In der Ausgangsstellung kann Weiß zulassen, dass er mattgesetzt wird, er muss es aber nicht:
Jeder seiner Züge, der das Matt zulässt, heißt freiwillige Mattduldung.
In der (legalen) Ausgangsstellung gibt es keine Umwandlungsfiguren.
Umwandlungszüge des Weißen sind nicht zulässig,
Umwandlungszüge des Schwarzen im Satz oder nach dem weißen Zug schon.
Der Rekord mit minimalem Material ist die folgende Konstruktion:
1 + 2 Steine, 1 freiwillige Mattduldung, Effizienz = 1/3 = 0,33 (Man beachte, dass gemäß der Definition Bartels Umwandlungszüge – und sogar Umwandlungsfiguren – bei Stücken mit minimalem Material zugelassen sind.)
Die mickrige Effizienz täuscht. Schon mit 4 Steinen hat man eine Effizienz > 5:
Wie früher bereits erwähnt, hat Bartel in seinem grundlegenden Büchlein
Einzügerrekorde mit minimalem Material, Augsburg 1984, im Falle minimalen Materials Mattduale ausgeschlossen,
während wir sie in unserem Wettbewerb ausdrücklich zulassen
(in meinem Beispiel gibt es z.B. den Mattdual 0...Dd1/e1#).
Generell gilt das Vorkommen von Dualen in Einzügerrekorden nicht unbedingt als verpönt, wie das folgende Stück zeigt:
Beispiel: Wolfgang Dittmann, mit vertauschten Farben in feenschach 10/75 [PDB-Nr. P1178928]
9 + 16 Steine, 135 erzwungene Mattduldungen mit Umwandlungszügen
Hier gibt es schon im Satzspiel den Trial 0...de/Tg1/Dg1#,
der sich dann nach Dutzenden von weißen Themazügen wiederholt.
Puristen wie Bartel und andere,
die Duale in Einzügerrekorden ablehnen, vermerken das regelmäßig in der Forderung:
Beispiel: Ludwig Zagler, mit vertauschten Farben in feenschach 6/1974 [PDB-Nr. P1179531]
Nach meinen Untersuchungen steigt mit zunehmender Steineanzahl die Effizienz (freiwillige Mattduldungen pro Stein) weiter an,
bis sie bei einer Steineanzahl von 8 ein Maximum > 8 annimmt.
Das absolute Maximum (also das Maximum von thematischen Zügen) auf dem Gebiet der freiwilligen Mattduldungen
ist mir nicht bekannt. Ich habe diesbezüglich auch keinen Vorschlag.
Mich interessiert eher das Effizienzmaximum.
43. Aufgabe: Freiwillige Mattduldungen, Max Witte
Konstruiere einen legalen 8-Steiner ohne Umwandlungsfiguren mit möglichst großer Effizienz bezüglich freiwilliger Mattduldungen. Der Quotient freiwillige Mattduldungen/8 möge also maximal sein. Eine freiwillige Mattduldung liegt vor, wenn 1.) Schwarz, wäre er am Zug, mattsetzen könnte; 2.) Weiß das Matt parieren kann, aber nicht muss. Keine weißen Umwandlungszüge sind zulässig, wohl aber schwarze im Satz oder nach den weißen Themazügen. [Lösung]